Größte Fotovoltaikanlage Bad Nauheims am Netz

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Auf dem Gruppenfoto von links nach rechts: Katja Heiderich, Geschäftsführerin der Bad Nauheim Stadtmarketing und Tourismus GmbH; Klaus Tripke, Vertriebsleiter des Mitgliedsunternehmens von Wirtschaft für Bad Nauheim, Stadtwerke Bad Nauheim GmbH; Prof. Dr. Johannes M. Peil, Campus Sportklinik Bad Nauheim, Erster Vorsitzender von Wirtschaft für Bad Nauheim; Johannes Falk, Geschäftsführer des Mitgliedsunternehmens von Wirtschaft für Bad Nauheim, AlphaSol GmbH Bad Nauheim; Rainer Preiß, Teamleiter Technik des Mitgliedsunternehmens von Wirtschaft für Bad Nauheim, Stadtwerke Bad Nauheim GmbH
(Fotohinweis: Michael Hauler, Artist Photodesign)
 
Insgesamt 670 Solarmodule sind auf den Dächern von drei Gebäuden im Sportpark installiert worden. Farblich gut mit der Dachlandschaft abgestimmt, fällt die Anlage dem Betrachter der Häuser kaum auf. Fotos: Bernd Klühs/Michael Hauler

Größte Photovoltaikanlage Bad Nauheims am Netz

Im Sportpark wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Von außen kaum zu erkennen, ist auf den Dächern der Gebäude die größte Photovoltaikanlage Bad Nauheims in Betrieb gegangen.

Der Stromverbrauch im Sportpark ist enorm. Vor allem die modernen Geräte der Sportklinik-Radiologie wie der Magnetresonanz-Tomograph (MRT) haben einen großen Energiebedarf. Bereits vor fünf, sechs Jahren hatte Sportpark-Eigentümer Prof. Johannes M. Peil einen ersten Versuch unternommen, auf den Dachflächen der Gebäude eine Photovoltaik-Anlage zu installieren. "Damals hatte ich Kontakt mit einem führenden Anbieter aus Baden-Württemberg. Es hieß, die Windlast sei zu groß, bei Sturm könnten Module vom Dach geweht werden", sagt Peil.

Seitdem ist die Technik ständig weiterentwickelt worden, auch das Gewicht der Solarzellen wurde deutlich reduziert. In Kooperation mit den Stadtwerken und der Bad Nauheimer Firma Alphasol, die auf erneuerbare Energien setzt, hat Peil 2019 einen erneuten Anlauf unternommen. Zunächst mussten zwei Fragen beantwortet werden. Laut Stadtwerke-Vertriebsleiter Klaus Tripke war zu klären, ob die Dachkonstruktion der Last der Photovoltaik-Anlage standhält. Beim zweiten kritischen Punkt ging es um die Optik. "Mir war unheimlich wichtig, dass es vernünftig aussieht. Es gibt ganz schlimme Beispiele von Dachlandschaften, die von solchen Anlagen verschandelt werden", erklärt Peil.

Probleme gelöst

Beide Probleme konnten gelöst werden. Wie ein Statik-Gutachten ergab, sind die Dächer stabil genug, um das Zusatzgewicht zu tragen. Peils Bedenken wurden zerstreut, indem Aluminium-Teile, die für die Installation der 670 Module notwendig sind, schwarz lackiert wurden und mit der Farbe des Dachs harmonieren. Tatsächlich ist die Photovoltaik-Anlage, die auf der Südhalle, dem Mittelbau und der Nordhalle angebracht wurde, für den Betrachter der Gebäude kaum zu erkennen.

"Wir haben vier Monate geplant und zwei Monate gebaut. Das Konzept umzusetzen war keine große Herausforderung. Eher schon der Aufbau während des täglichen Sportpark-Betriebs und die Kürze der Zeit, in der die Anlage ans Netz gehen musste", erläutert Alphasol-Geschäftsführer Johannes Falk. Weil zum Anschluss der Module der Strom komplett abgeschaltet werden musste, wurde den Technikern für diesen Teil der Projektabwicklung nur fünf Stunden Zeit gegeben.

170 000 Kilowattstunden pro Jahr

Pro Jahr wird die größte Photovoltaikanlage der Kurstadt rund 170 000 Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom erzeugen, was dem Verbrauch von etwa 50 Durchschnittshaushalten entspricht. Wichtig für den Klimaschutz: Im Vergleich zur Energieerzeugung mit fossilen Brennstoffen werden 100 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Lob für das Investitionsprojekt spendete denn auch Katja Heiderich, Geschäftsführerin der Stadtmarketing GmbH. Die große Solaranlage passe exakt zum Image der "Gesundheitsstadt".

Nach Aussage von Tripke wird der Stromertrag zunächst ins Netz des Versorgungsunternehmens eingespeist. Wenn einige rechtliche Frage geklärt seien, könne der Solarstrom im Sportpark selbst verbraucht werden. "Der Sportpark wird weitgehend autark sein", sagt der Stadtwerke-Vertriebsleiter.

Nach acht Jahren amortisiert

Peil gibt den jährlichen Stromverbrauch des Sportparks mit rund 200 000 Kilowattstunden an. "Fast alles wird über Photovoltaik laufen - das ist schon ein tolles Gefühl. In den Gebäuden vereinen wir Sport und Gesundheit, auf dem Dach leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Energiezukunft Bad Nauheims", betont er. Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist die Anlage ein Gewinn. Weil die Module immer günstiger und leistungsstärker werden, wird sich die Anlage, die eine Lebensdauer von etwa 25 Jahren hat, nach den Worten von Alphasol-Chef Falk bereits nach sieben oder acht Jahren amortisiert haben.

Wie Rainer Preiss, bei den Stadtwerke zuständig für die Elektrizitätsversorgung, erklärt, müssen solche Großanlagen direkt von der Zentrale des Versorgungsunternehmens aus gesteuert werden können. Gerade in den Sommermonaten, wenn besonders viel Solarstrom produziert wird, muss die Möglichkeit bestehen, die Anlage runterzuregeln. Preiss: "Wenn zu viel Strom erzeugt wird, besteht ansonsten die Gefahr eines Zusammenbruchs des Netzes." Die Leistung von Kraftwerken könne nicht in kurzer Zeit reduziert werden, das sei nur bei Windkraft- und Solaranlagen möglich.

Photovoltaik statt Windkraft

In Sachen Windkraft-Nutzung tut sich in der Region kaum etwas. Das Projekt in Butzbach, an dem die Bad Nauheimer Stadtwerke beteiligt sind, droht zu scheitern (WZ vom Donnerstag). Um den "Windpark Bad Nauheim" des Konzerns EnBW, der zwischen Wisselsheim, Rödgen, Södel und Melbach entstehen soll, ist es still geworden. Auf Wachstumskurs ist dagegen die Photovoltaik.

Laut Stadtwerke-Mitarbeiter Rainer Preiss liegt der Strombedarf in Bad Nauheim bei 16 Megawatt, gut 20 Prozent davon würden durch Solarenergie gedeckt - Tendenz steigend. So wird bei Neubauten wie in Bad Nauheim Süd häufig Photovoltaik berücksichtigt. Am Gesamtsolaranteil (3,5 Megawatt) ist die neue Anlage im Sportpark (200 Kilowattpeak) mit 6 bis 7 Prozent beteiligt. "Die Energiewende hat rasant an Fahrt aufgenommen", urteilt Stadtwerke-Vertriebsleiter Klaus Tripke, der auch auf die Technologie der "kalten Nahwärme" verweist.

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